VON STEPHAN MEISEL
(RP) Die WM im eigenen Land und die Erfolge der deutschen Nationalmannschaft bescheren in Langenfeld dem im weiten Umkreis einzigartigen Förder-Projekt Aufwind. Es dient auch als Talentschmiede für den Leistungssport.
Was für eine Frage, die der Reporter da stellt: „Natürlich schaue ich mir das Spiel gegen Frankreich an“, bekräftigt Franziska (10), schließlich ist sie ein großer Handball-Fan. Doch die Brüder-Grimm-Schülerin verfolgte gestern nicht nur vor dem Fernseher die Aktionen der deutschen WM-Helden beim 32:31-Erfolg über Frankreich, sondern warf zuvor als begeisterte Spielerin auch selber den Ball. Wie ihre Schulkameraden Halenur (10) und Tolga (9) nimmt Franziska an einem im weiten Umkreis einmaligen, vom Landessportbund anerkannten Handball-Förderprojekt teil. Das von Felix-Metzmacher-Schulleiter Rolf Schlierkamp angestoßene und koordinierte Angebot hat den Anspruch, einerseits Langenfelder Kindern und Jugendlichen ein sinnvolles Freizeitangebot zu machen, andererseits Talente für den Leistungssport zu gewinnen.
Nur scheinbar ein Scherz
„Vielleicht spielt der Eine oder Andere von euch ja in ein paar Jahren mal selber in der Nationalmannschaft“, meint Leszek Hoft (56) zu Franziska und den anderen Kindern, die sich gestern zum Training in der neuen Sporthalle Hinter den Gärten eingefunden haben. Was wie ein Scherz klingt, liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Als professioneller Handballtrainer hat der ehemalige polnische Nationalspieler Hoft schließlich schon etliche Talente zu Spitzensportlern geformt. So hat der 56-jährige Felix-Metzmacher-Sportlehrer als Trainer des A-Jugend-Regionalligisten SG Solingen BHC zurzeit fünf Jugendnationalspieler unter seinen Fittichen.
Handball-Förderprojekt
Kooperationspartner: Verein interaktiv e.V., SG Langenfeld, SG Solingen und Sporthochschule Köln.Ziele: Förderung von Talenten für den Breiten- und den Leistungssport. Motivation, auch im Verein zu spielen.Teilnehmer: seit 2001 alle Grundschulen und Felix-Metzmacher-Schule, seit 2005 die unteren Klassen aller weiterführenden Schulen.Auch Jean-Francois Voigt (23) war einst Schützling von Hoft. Jetzt gehört der Halbfranzose („Im WM-Spiel gegen Frankreich bin ich für die Deutschen – wegen der Euphorie im Lande“) zu den sieben Übungsleitern des Langenfelder Handball-Förderprojekts. Etwa 200 Mädchen und Jungen nehmen in gemischten Gruppen zurzeit daran teil. Nachdem das 2001 gestartete Förderprojekt anfangs nur für die Felix-Metzmacher-Schüler sowie Grundschüler gedacht war, ist es seit 2005 auch für Kinder aus den unteren Klassen aller anderen weiterführenden Schulen offen.
„Wir versuchen, vor allem die talentierten Kinder an die Vereine zu binden“, nennt Hoft die Marschrichtung. Anlaufstellen seien vor allem die SG Langenfeld, aber auch der zweite Kooperationspartner SG Solingen BHC, bei dessen Zweitligateam Hoft Co-Trainer ist. Die beteiligten Langenfelder Kinder bekommen in der Sporthalle Hinter den Gärten nach Vogts Worten zunächst die Grundlagen beigebracht: den Ball fangen, prellen und abspielen. Hinzu kommen Technik- und Kräftigungsübungen sowie Spiele. „Ganz wichtig im Handball sind das Einpassen ins Mannschaftsgefüge und das Spielverständnis. Egoisten kann man nicht gebrauchen, sondern es gilt, mit peripherem Sehen zu erkennen, wann der Ball zum Mitspieler gelangen muss.“ Teamgedanke und – trotz aller Härte – Fairness stünden im Handball ganz vorne. „Und beides ist auch im Leben sehr wichtig.“
RP vom 2.2.2007