Rolf Schlierkamp im Interview: „Ich glaube, alle Beteiligten können stolz auf die Entwicklung sein“

(NF) Insgesamt hat Rolf Schlierkamp gute 37 Jahre an Schulen in der Region verbracht. Zunächst 15 Jahre lang als Lehrer. Dann, von 1996 an, als Schulleiter. Stolze Zahlen und eine lange, prägende Zeit. Im Jahr 1998 gründete Schlierkamp mit einem Team zunächst als e.V. (eingetragener Verein) die heutige interaktiv gemeinnützige Gesellschaft für Schule, Sport und Soziales (seit 2016), deren Geschäfte er heute gemeinsam mit Sohn Bastian führt. Seit dem vergangenen Jahr konzentriert sich Schlierkamp, der sport- und vor allem handballbegeistert ist, voll und ganz auf interaktiv. Die Zeit dazu hat er sich verschafft, indem er im vergangenen Jahr auf eigenen Wunsch ein Jahr eher als ursprünglich angesetzt aus dem Schuldienst ausgeschieden ist. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt der zweifache Vater (neben Bastian ist auch Florian im Handball stark aktiv, Anm. d. Red.). Nun nahm sich der interaktiv-Geschäftsführer Zeit für ein Gespräch mit der interaktiv-Redaktion.

Hallo Herr Schlierkamp. Haben Sie sich mittlerweile in Ihrem neuen Alltag nach der Lehrer- und Schulleiterkarriere eingelebt?

Rolf Schlierkamp: Ja, mittlerweile schon. Natürlich war es anfangs ein wenig schwierig. Denn ich bin immer gerne zur Schule gegangen. Ob als Lehrer oder Schulleiter. Nachdem ich dieses Amt 1996 an der Katholischen Hauptschule Felix Metzmacher in Langenfeld begonnen habe, bin ich dort 22 Jahre im Amt gewesen, bis die Schule 2018 geschlossen wurde. Parallel dazu war ich an weiteren zwei Hauptschulen Schulleiter, die auch ausgelaufen sind. Das ist eine lange Zeit. Und auch während der Station in Haan, wo ich im Anschluss die Leitung übernommen habe, hatte ich eine schöne Zeit mit tollen Kollegen und Schülern. Leider läuft auch diese Schule aus.

Warum sind Sie vorzeitig aus dem Schuldienst ausgeschieden?

Schlierkamp: Ich hatte das Gefühl, dass es der richtige Zeitpunkt war. Daneben wurde die Arbeit bei interaktiv immer intensiver und umfangreicher. Ich wollte mich voll und ganz darauf konzentrieren, um bei der Weiterentwicklung noch mehr mithelfen zu können.

Sie gehören zu den interaktiv-Gründern. Wie ist es für Sie, wenn Sie auf den Weg von 1998 bis heute zurückblicken?

Schlierkamp: Es ist ein schönes Gefühl, denn wir haben bis heute vieles aufbauen und bewegen können. Ich glaube, alle Beteiligten können stolz auf die bisherige Entwicklung sein.

Was war aus Ihrer Sicht entscheidend für die positive Entwicklung von interaktiv?

Schlierkamp: Wir haben interaktiv 1998 damals als Verein mit einigen Sportlehrern gegründet. Richtig aufgeblüht ist interaktiv dann erst mit Einführung des Ganztages in NRW. In dieser Zeit haben wir damals ein Handball-Teilinternat an meiner Schule in Langenfeld gegründet und in diesem Zusammenhang sechs Lehrer eingestellt, die parallel auch Handballtrainer von der Kreis- bis zur Bundesliga waren. Insgesamt konnten wir dort für alle Langenfelder Schulen Handball anbieten. Die Stadt fand das damals so gut, dass sie uns sogar eine Halle gebaut hat. Keine Frage, das hat den Handball in Langenfeld damals deutlich nach vorne gebracht.

Wie ging es mit dem Ganztag los?

Schlierkamp: An meiner Schule in Langenfeld war interaktiv schon sehr lange in der Übermittagsbetreuung tätig, mit dem Ganztag haben wir dann an einer Grundschule in Erkrath begonnen. Dass es gleich von Anfang an ordentlich funktioniert hat, lag unter anderem auch daran, dass wir im Rahmen des Handballprojektes eine Kooperation mit der Sporthochschule Köln hatten und ich als Prüfungsvorsitzender an den Universitäten in Wuppertal und Essen tätig war. So hatten wir immer guten Zugriff auf Studenten, die dann im Rahmen des Ganztages vermehrt bei uns tätig wurden. Inzwischen hat sich unsere Tätigkeit als Träger im Ganztag durch Mund-zu-Mund-Propaganda und die gute Arbeit, die wir leisten, auf 35 Schulen aller Formen ausgeweitet. Wir sind im Kreis Mettmann, Düsseldorf, Duisburg und Essen an allen Schulformen vertreten.

Wie lautet das Erfolgsrezept?

Schlierkamp: Seit unseren Anfängen legen wir großen Wert auf nachhaltige Arbeit. Denn wir kommen alle aus dem Bereich Schule und wissen, was wir tun. Nicht umsonst lautet unser Leitbild ja bekanntermaßen „Wir eröffnen Perspektiven“. Das haben wir zu Beginn vor allem auf die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen bezogen. Mittlerweile beziehen wir das aber auch auf unsere eigenen Mitarbeiter. Das heißt unter anderem, dass wir sie in unserer Fortbildungsakademie weiterbilden und ihnen auch entsprechende Jobs anbieten können. So bieten wir berufliche Perspektiven im eigenen Unternehmen an. Zugleich können wir über diesen Weg aber auch unsere Kompetenzen stetig erhöhen und die Arbeit besser machen. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir ganz vorne im Markt sind.

Wie sehen Ihre täglichen Aufgaben aus?

Schlierkamp: Meine Aufgaben bestehen vornehmlich in der Weiterentwicklung von interaktiv und darin, operativ im Bereich Schule mitzuhelfen. Ich halte und pflege Kontakte zu Schulleitungen, Städten, Bezirksregierung, Schulaufsicht oder Ministerium. Ich möchte unter anderem dabei mithelfen, den interaktiv-Campus mitzugestalten. Dies beinhaltet den Umzug der Geschäftsstelle an einen anderen Standort, an dem viele Dinge, die wir tun, zusammengefasst sind. Zudem müssen aber auch die Aufgaben, die wir jetzt schon haben, intensiviert werden und neue Bereiche erschlossen werden. 

Wie lauten die Ziele für die Zukunft?

Schlierkamp: Zunächst möchten wir weiterhin möglichst vielen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung helfen und diese in den Bereichen Schule, Sport, Jugendhilfe/Soziales bestmöglich unterstützen.
Ferner möchten wir qualifizierter Ansprechpartner von allen Institutionen in unseren Tätigkeitsbereichen wahrgenommen werden. Sie sollen uns dabei noch stärker als kompetente Marke erkennen, die ihre Aufgaben verantwortungsbewusst, kompetent und engagiert umsetzt. Dazu gehört auch, dass wir größere Veranstaltungen durchführen, noch mehr Kompetenz versammeln, damit man uns als Träger auch überregional wahrnimmt. Ich möchte gemeinsam mit Bastian und unserem tollen Team das Unternehmen noch mehr zu einer Marke machen. Dies beinhaltet auch die Einrichtung einer eigenen Fachhochschule für Soziale Arbeit.
Persönlich möchte ich in meiner Ansprache pointierter und genauer werden, um interaktiv noch besser repräsentieren zu können.

Andere Menschen nutzen die Zeit nach der beruflichen Karriere, um Leben und Freizeit zu genießen. Wie lange werden Sie noch bei interaktiv aktiv sein?

Schlierkamp: (schmunzelt) Das weiß ich nicht. Ich mache das so lange, wie mir diese Aufgabe Spaß macht und so lange, wie ich glaube, interaktiv helfen und bei der Entwicklung mitgestalten zu können. Derzeit macht mir das alles unglaublichen Spaß. Aber es wird sicher auch so sein, dass sich meine tatsächliche Arbeitszeit im Laufe der Zeit sukzessive verringern wird. Ich glaube und hoffe allerdings, interaktiv noch lange helfen zu können.

Und was kommt dann?

Schlierkamp: Dann werde ich mich vermutlich noch mehr meinen Hobbys widmen. Ich lese und reise gerne und bin gerne mit meiner Familie und den Enkelkindern zusammen. Dazu spiele ich gerne Fußball und Tennis. Jedoch steht und stand bei mir der Handball immer ganz oben. Nicht umsonst war ich immer Trainer. So trainiere ich zur Zeit die Damenmannschaft und die Mini-Löwen unseres Partners SG Ratingen und begleite auch das Konzept der ersten Herren-Mannschaft in der Nordrhein-Regionalliga. Eines ist sicher: Mir wird definitiv nie langweilig.

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