(MN) Hallo Claudia, du bist schon länger bei interaktiv, tätig und vor einiger Zeit hast du die Stelle Koordination Autismustherapie für die Region Düsseldorf übernommen. Zeit also, dich und deine Aufgaben in unserem IAM-Interview näher kennen zu lernen:
Könntest du uns zunächst etwas über deinen beruflichen Werdegang erzählen?
2001 habe ich mein Studium der Heilpädagogik an der Universität zu Köln mit dem Diplom abgeschlossen und zeitgleich als pädagogische Fachkraft in der stationären Jugendhilfe im Raphaleshaus in Dormagen angefangen. Von 2003 bis 2005 habe ich berufsbegleitend eine Ausbildung in Dortmund am “Ernst-Kiphard Berufskolleg” zur staatlich geprüften Motopädin gemacht, da Bewegung immer schon eine große und wichtige Rolle in meinem Leben gespielt hat und ich die Verbindung von Pädagogik und Bewegung sehr wichtig finde. 2005 bin ich dann auch zur Autismustherapie gekommen und war zunächst viele Jahre als Honorarkraft in diesem Bereich neben meiner Tätigkeit in der stationären Jugendhilfe tätig. 2010 kam meine erste Tochter zur Welt, seitdem arbeite ich ausschließlich im Bereich der Autismustherapie.
Wie bist du zu deiner aktuellen Position „Koordination Autismustherapie“ gekommen?
Inzwischen sind meine drei Kinder nicht mehr ganz so klein, so dass langsam Zeit für neue Perspektiven kam. Irene kenne ich schon viele Jahre, über unsere frühere gemeinsame Arbeit in der Autismustherapie sind wir Freunde geworden, so dass sie mich irgendwann fragte, ob ich Interesse hätte, ihre Stellvertretung bei interaktiv auszufüllen. Nachdem Irene nach München gezogen ist, bot sich mir die Möglichkeit, die Koordination zu übernehmen und ich hatte große Lust auf dieses neue Tätigkeitsfeld.
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Jeden Tag anders. Es gibt Tage im Büro an denen ich “am Bildschirm klebe und Zahlen wälze”, an anderen Tagen haben wir spannende und lehrreiche Teamsitzungen, ich telefoniere mit den Ämtern und berate viele Familien. Zusätzlich bin ich aber auch in Therapien und Elternseminaren eingebunden. Die Abwechslung bereitet mir viel Freude.
Was war ein besonders schönes Erlebnis / eine besondere Situation im Bereich Autismustherapie, die dir in Erinnerung geblieben ist?
Da gibt es sehr viele, unterschiedliche Erlebnisse, die mir viel bedeuten. Immer wieder schön ist es, wenn ich sehe, dass Therapeut*innen und Familien matchen und alle zufrieden sind. Und toll ist es, wenn man nach Jahren ehemalige Klient*innen wieder trifft und sieht, welche Herausforderungen sie gemeistert haben.
interaktiv . Perspektiven legt großen Wert auf Inklusion und Vielfalt. Wie trägst du dazu bei, diese Werte in deiner Arbeit umzusetzen?
Inklusion und Vielfalt ist für mich eine Frage der inneren Einstellung, der eigenen Philosophie. Ich denke, dass ich das einfach lebe, indem ich jeden Menschen grundsätzlich annehme, wie er ist. Das ist für mich persönlich der wichtigste Grundsatz überhaupt. Wir haben es erst dann “geschafft”, wenn wir gar nicht mehr über Inklusion reden müssen.
Welche Ziele hast du dir für die Autismustherapie in der Region Düsseldorf gesetzt? Gibt es bestimmte Veränderungen oder Verbesserungen, die du anstrebst?
Mir ist es wichtig, dass wir ein so großartiges Team bleiben, wie wir sind. Ich wünsche mir sehr, dass unser Team stabil bleibt und wir langsam weiterwachsen. Inhaltlich möchte ich in der Region Düsseldorf zeitnah Sozialtrainingsgruppen anbieten, da ich in diesen große Möglichkeiten sehe über die Einzeltherapie hinaus.
Kannst du uns etwas über die aktuellen Herausforderungen und Chancen in der Autismustherapie in Düsseldorf berichten?
Eine Chance ist, dass wir über die ortsnahen Universitäten tolle, junge Menschen haben, die Lust auf die Arbeit in der Autismustherapie haben und sich unglaublich engagieren. Damit sind große Möglichkeiten verbunden. Die jungen Leute vernetzen sich untereinander, tauschen sich aus und lernen mit- und voneinander.
Wie gehst du mit herausfordernden Situationen oder Krisen in der Autismustherapie um? Hast du Erfahrungen in der Bewältigung solcher Situationen, die du teilen möchtest?
Die Leitung eines Teams ist eine neue Aufgabe und Herausforderung für mich und hat mich schon das ein oder andere Mal an meine Grenzen gebracht. Es kamen sehr viele Aufgaben auf mich zu, welche sehr unterschiedlich sind. Ich versuche immer alles schrittweise zu erledigen und nicht den Überblick zu verlieren. Zurzeit entwickelt sich die Autismustherapie in eine sehr gute Richtung und ich freue mich riesig, dass ich mit Irene in den Austausch gehen kann.
Autistische Menschen und ihre Familien vertrauen darauf, dass sie angemessen unterstützt werden. Wie stellst du sicher, dass du ihren Bedürfnissen gerecht wirst und eine positive Beziehung aufbaust?
Ich nehme die Fragen und Bedürfnisse der anfragenden Familien immer sehr ernst und “hole sie da ab, wo sie stehen”. Ich versuche immer sehr zeitnah Kontakt aufzunehmen und nehme mir dann wirklich Zeit für die Familien. Elternarbeit ist mir seit 2001 vertraut und in den Jahren konnte ich viel lernen, theoretisch und in der Praxis. Ich versuche, immer freundlich zu bleiben und meinen Stress “vor der Tür zu lassen”. In unserer Arbeit spielt die positive Beziehung zu den Familien eine sehr wichtige Rolle.
Was rätst du jungen Menschen, die sich für die Arbeit im Autismusbereich interessieren?
Im Team haben wir vor ein paar Wochen erarbeitet, warum wir in der Autismustherapie arbeiten und am Ende haben wir (natürlich) festgestellt, wie sehr jeder einzelne selbst von der Arbeit mit unseren Klient*innen und Familien profitiert. Eine Kollegin sagte, “wenn sie schlechte Laune habe, gehe sie nach einer Therapie oft gut gelaunt nach Hause”. Das ist natürlich nicht immer so. Therapien können auch sehr herausfordernd und anstrengend sein, aber man bekommt sehr viel zurück und es ist einfach großartig zu sehen, wie die Kinder/ Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Therapien für sich nutzen können, wie sich die Beziehungen innerhalb der Familien verändern und Institutionen ihren Blickwinkel verändern. Wer sich also für unsere Arbeit interessiert, gerne melden…
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