I AM: Angela Ross – Wohngruppenleitung der internationalen Wohngruppe

(MN) Im Fokus des heutigen I AM-Interviews steht Angela, die mit ihrer engagierten Arbeit als Wohngruppenleitung einen bedeutenden Beitrag zur internationalen Wohngruppe in Velbert leistet.

Hey Angela, du bist seit Kurzem Wohngruppenleitung für die internationale Wohngruppe in Velbert. Das ist ein spannendes und sehr wichtiges Arbeitsfeld, wir freuen uns darauf, etwas mehr über dich und deine Arbeit zu erfahren:

 

Erzähl uns gerne etwas über dich und deinen bisherigen Werdegang

Nach meinem Abitur war mir schnell bewusst, dass ich gerne im sozialen Bereich arbeiten möchte. Die Arbeit mit unseren Mitmenschen hat mich in das Berufsfeld der Kinder- und Jugendhilfe geführt, sodass ich meine praxisintegrierte Ausbildung auch bei einem Träger mit verschiedenen Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Kinder- und Jugendhilfe absolviert habe. Im Anschluss meiner Ausbildung zur Erzieherin habe ich in einer Wohngruppe für Jugendliche mit Flüchtlingshintergrund gearbeitet, die zuletzt aufgrund des Fachkräftemangels schließen musste.  

 

Wie hat dich dein Weg zu interaktiv geführt?

Ich habe mir, auf der Suche nach einer beruflichen Neuorientierung, diverse Träger und dessen Konzepte angeschaut. interaktiv erschien mir als ein junger, dynamischer und innovativer Träger, dessen Portfolio mir gut gefallen hat.  

 

Warum hast du dich für interaktiv entschieden?

Bereits beim Bewerbungsgespräch wurde mir sehr wertschätzend im Hinblick auf meine fachlichen Ressourcen begegnet. Durch eine Hospitation in der Wohngruppe war mir schnell bewusst, dass die Übernahme zum einen anschlussfähig an meine bisherigen Kompetenzen als auch eine neue berufliche Herausforderung für mich ist. Ich habe mich sehr auf die neuen Handlungsfelder und das Team vor Ort gefreut.  

 

Was begeistert dich an deinem Beruf?

Viele Kolleg*innen beantworten diese Frage meistens mit: „Die Abwechslung“. Ich denke, dass in einer Wohngruppe die meiste Abwechslung vorliegt. Von der Organisation und Begleitung von Terminen der Jugendlichen, die Instandhaltung ihres Lebensumfelds, die Beobachtung und Entwicklung ihrer Lebensweltorientierung bis hin zu den Aufgaben als Leitung, wie die pädagogische Begleitung, Mitarbeiterbindung, Qualitätsentwicklungsprozesse und auch die administrativen Aufgaben, geben meinem beruflichen Alltag die Abwechslung, die ich mir für mich wünsche. 

 

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag für dich in der Wohngruppe aus?

Da ich eine Wohngruppe mit insgesamt 11 Jugendlichen und 9 Mitarbeitenden führe, ist jeder Tag unterschiedlich. Natürlich gibt es administrative Aufgaben, welche regelmäßig anfallen, wie die Abrechnungen, Budgetierung, das Berichtswesen und die Koordinierung der Dienste. Die Begleitung der Kolleg*innen und Jugendlichen ist sehr individuell und auf deren Bedürfnisse angepasst. Überwiegend befasse ich mich mit der Optimierung der internen Prozesse in der Wohngruppe und tausche mich mit den Kolleg*innen über pädagogische Fragestellungen und Vorgehensweisen aus. Mein Ziel ist es, den herausfordernden Alltag, fachlich zu unterstützen und zu begleiten und den Kolleg*innen Sicherheit zu vermitteln.  

 

Wie gehst du mit Konflikten innerhalb der Wohngruppe um?

Konflikte entstehen bei uns aus verschiedenen Motiven. Häufig sind es Interessenkonflikte oder Meinungsverschiedenheiten.  Wenn man mit 10 anderen Jugendlichen in einem Haus lebt, ist es oft nicht einfach einen gemeinsamen Nenner zu finden. Dabei ist es wichtig, Verständnis und Fairness zu erfahren, was wir immer wieder versuchen zu vermitteln und auch in Konfliktsituationen spiegeln. Dabei lege ich persönlich weniger Wert auf die Schuldfrage, sondern eher auf den Ursprung und die Veränderbarkeit. Was kann ich tun, was kann mein Team tun, um solche Konflikte in Zukunft zu vermeiden oder frühzeitig zu erkennen und zu intervenieren. Das Zusammenleben mit anderen jungen Menschen, aus anderen Kulturen ist ein dynamischer Prozess mit vielen Veränderungen und Entwicklungen, den ich auch als diesen versuche anzuerkennen. 

 

Welche Programme oder Initiativen gibt es in der Wohngruppe, um die Sprachkenntnisse der Jugendlichen zu verbessern und ihre Kommunikationsfähigkeiten zu stärken?

Zum einen hilft die tägliche Kommunikation mit den Jugendlichen, mit ihnen alltägliche Begrifflichkeiten zu besprechen und meistens mit Gestik und Mimik zu erklären, was es bedeutet. Das heutige Zeitalter der Digitalisierung und die Zielgruppe erleichtert auch die Nutzung von Übersetzer auf dem Smartphone. Zum anderen profitieren wir in Velbert von vielen Sprachkursen in unserer Umgebung, die kostenfrei für junge Flüchtlinge angeboten werden. Ebenfalls versuchen wir Sprachförderung in unseren pädagogischen Alltag einzubeziehen und die Jugendlichen gezielt und ihren Kenntnissen entsprechend zu fördern und zu unterstützen, sodass sie aufgrund der Sprachbarriere in der Schule mithalten können. 

 

Wie gehst du mit Stress und hohen Anforderungen in der Position als Wohngruppenleitung um? Hast du spezielle Strategien oder Techniken, die dir helfen, in herausfordernden Situationen ruhig zu bleiben und effektiv zu handeln?

Effizient ist nicht gleich effektiv. In jeder Stresssituation ist es für mich wichtig, dass alle Hindernisse gemeinsam bewältigt werden können. Prozesse zu integrieren oder zu verändern, benötigt die Partizipation der Kolleg*innen und auch der Jugendlichen. Ein weiterer Aspekt ist die Zeit. Stress schnell zu absorbieren ist für mich persönlich vielleicht gut, aber nicht für die Gruppendynamik. Es wäre für mich eine effiziente Problemverlagerung. Daher sehe ich es als eher effektiv an, transparent und offen in die Kommunikation mit meinen Mitmenschen zu gehen und auch ihre Lebenserfahrung und Ideen in die Bewältigung von Stresssituationen einzubeziehen. Als Wohngruppenleitung, bin ich der Meinung, dass ich keine Wohngruppe leiten könnte, wenn es keine Bewohner*innen und Mitarbeitenden gäbe. Demnach: Nur gemeinsam können wir durch unsere Ressourcen voneinander lernen und ein gutes Vorbild für die Jugendlichen sein. 

 

Inwiefern legst du Wert auf die Förderung der Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der Bewohner?  

Im Grunde ist das unser oberstes Ziel. Unser Konzept der Wohngruppe und auch des betreuten Wohnens ist darauf angelegt die Jugendlichen in ihrer eigenen Persönlichkeit zu entwickeln und auf eine selbständige Lebensführung hinzuarbeiten. Es ist im Alltag häufig die Balance zwischen Selbstständigkeit fördern und unterstützend zur Seite stehen, sodass einige unserer Prozesse in der Wohngruppe darauf abgestimmt sind, dass die Jugendlichen Verantwortung für sich selbst und ihre Mitbewohner übernehmen.  

 

Kannst du eine Erfolgsgeschichte teilen, in denen geflüchtete Jugendliche positive Entwicklungen in der Wohngruppe erlebt haben? 

Es gibt tatsächliche viele Erfolgsgeschichten, die ich hier teilen könnte. Schön ist es immer, wenn wir als Fachkräfte miterleben können, wie tagtäglich die Integration der Jugendlichen voranschreit. Ob es beim gemeinsamen Essen ist und die Jugendlichen untereinander immer besser kommunizieren können, ob aus dem gemeinsamen Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen Freundschaften entstehen oder die Jugendlichen in ihre erste eigene Wohnung ziehen oder einen Ausbildungsplatz erhalten. Die positive Entwicklung der Jugendlichen betrachten zu können, ist im Endeffekt das Ergebnis unserer gemeinsamen Arbeit und das worauf wir als Team am Ende gemeinsam stolz sein können. 

 

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