31.01.2008-WZ-Richtfest auf dem Stundenplan

Die Stadt baut in Schulen für mehr als vier Millionen Euro Räume für die Ganztagsbetreuung. Ratingen investiert in diesem Jahr fast 15 Millionen Euro in Schulgebäude. Ratingen.

Grundschüler sind an sich wissbegierig und freuen sich in aller Regel auf jede neue Stunde. Selbst Mathe hat dort noch nicht den Schrecken, den diese Wissenschaft in weiterführenden Schulen gern verbreitet.

Am Donnerstag aber hat der Stundenplan der Wilhelm-Busch-Schule alles bisher Dagewesene in den Schatten gestellt. Wann schließlich gibt es schon mal einen Unterricht namens Richtfest?   Auf der Wilhelm-Busch-Schule in Hösel an der Bismarckstraße ist es möglich. Dort wird derzeit gebaut. Die Schule braucht mehr Platz, weil sie ihr offenes Ganztagsangebot ausgebaut hat.   Nach den Sommerferien sollen die zwei Gruppen in den zweigeschossigen Neubau ziehen, den die Stadt sich 890 000 Euro kosten lässt. Solche Summen sind für Kinder abstrakt. Baustellen sind konkret und für Kinder bisweilen der reinste Abenteuerspielplatz. Kein Wunder also, dass die Kleinen Feuer und Flamme waren, als es mit Bauhelmen bewehrt, mit Hobeln und Wasserwagen ausgestattet zum Richtfest des Neubaus ging.

Noch findet die Betreuung in der Aula statt

Der freilich tut not. Denn bisher arbeiten die beiden Gruppen in der offenen Ganztagsbetreuung (Ogata) unter reichlich provisorischen Bedingungen in der Aula der Wilhelm-Busch-Schule.   Und das ist nicht im Sinne der Sache. Die Stadtverwaltung und dort vor allem der Schuldezernent Rolf Steuwe nehmen Ogata ernst. Seit eine Umfrage in Ratingen ergab, dass ein Großteil der Eltern Betreuung ihrer Kinder bis 14 oder sogar bis 16.30 Uhr wünschen, wird der Ausbau des Angebotes forciert.   Allein in diesem Jahr sollen Ogata-An- oder Umbauten für insgesamt 4,3 Millionen Euro fertiggestellt werden. Insgesamt investiert Ratingen im Jahr 2008 fast 15 Millionen Euro in Schulgebäude.   Der Ausbau der offenen Ganztagsbetreuung an Schulen sei keine sozialpolitische Maßnahme, sagt Steuwe. Und kostenlos ist sie auch für die Eltern nicht.   Bis zu 100 Euro verlangt die Stadt je nach Einkommen der Familien für diese Dienstleistung. Das deckt die Kosten aber nicht. Den Zuschussbedarf gibt das Schulverwaltungsamt mit 57 330 Euro pro Gruppe an.   Dass Städte dennoch am Umbau des Schulwesens auf offenen Ganztagsbetrieb setzen, hat neben pädagogischen auch ganz praktische Gründe.   Das Land Nordrhein-Westfalen hat seine seine Förderpolitik geändert. Hortplätze an Schulen werden nicht mehr bezuschusst, Ogata-Plätze schon.

Glas, Eingangsloggia und bespielbare Fassadenflächen

All diese Dinge wissen die Kinder der Wilhelm-Busch-Schule nicht. Sie müssen sie auch nicht wissen. Ihnen und vor allem den Eltern, die Betreuung nachfragen, ist daran gelegen, dass Schüler, Lehrer und Betreuer unter vernünftigen Bedingungen arbeiten können.   Dafür sorgen die Bauarbeiter, deren Arbeitsplatz die Kinder gestern mit großen Augen bestaunten. Noch haben sie keine wirkliche Vorstellung davon, wie das Ogata-Gebäude mit der Küche, dem Bewegungs- und dem 80 Quadratmeter großen Gemeinschaftsraum schließlich aussehen wird.   Aber bis Sommer ist es ja nicht mehr lang. Und für 890 000 Euro gibt es bestimmt mehr als 08/15 mit Dach und Fenstern.  Von viel Glas, einer Eingangsloggia und bespielbaren Fassadenflächen war gestern die Rede. Das klingt spannend und verheißt Schönes für die nächste außergewöhnliche Unterrichtsstunde namens Einweihung. WZ vom 31.01.2008
Von Lothar Leuschen

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