VON PAUL KÖHNE
(RP) Schulministerin Sommer war zu Gast an der Hauptschule. Im Blickpunkt: das Ganztagsangebot, bisher von der Stadt allein finanziert. Das wird sich nun ändern.
„Willkommen Frau Sommer“ – das freundliche kleine Plakat direkt am Eingang zum Pausenhof der Hauptschule war gestern nicht zu übersehen. Auch nicht, dass der Willkommensgruß an die nordrhein-westfälische Schulministerin mit einem vierblättrigen Kleeblatt hinterlegt war. Als sich die Ministerin nach knapp zwei Stunden wieder verabschiedete – dringende Sondersitzung des Landtages – war klar geworden: Am Sportfeld kommt Bewegung in die Schule.
Die Stadt kann künftig mit Landesgeld für eine sehr besondere Art der Ganztagsbetreuung rechnen. Bisher waren es Schule wie Politik und Verwaltung, die sich für dieses Unternehmen am Sportfeld mächtig ins Zeug legten. Man hatte der Ministerin gestern von beachtlichen Erfolgen zu berichten. Wie auch davon, dass die Stadt sich ihre Hauptschule etwas kosten lässt. Der Verein „Interaktiv“ hat die Federführung beim neuen Nachmittagsangebot der Schule übernommen. Ganztagsbetreuung – der Bedarf in Heiligenhaus ist riesengroß. Schulleiterin Monika Günther nannte Zahlen: „Es gab allein 90 Anmeldungen für die Hausaufgabenbetreuung.“ Angesichts einer Gesamtschülerzahl von 210 sei das eine enorme Zahl. „Viele der Schüler wollen jeden Tag kommen.“ Auch, weil es neben der Aufgabenbetreuung ein breites Sportangebot gibt.
Rolf Schlierkamp, Interaktiv-Projektleiter, arbeitet mit zwei weiteren Kräften in einer Art Wechselschicht-System am Nachmittag mit zwei Gruppen à 25 Schüler. Vier Tage pro Woche. „Die derzeitigen Möglichkeiten reichen nicht für alle Klassen“, hörte Ministerin Sommer gestern von ihm. Das Angebot richtet sich derzeit an Schüler der Stufen fünf bis acht. Mehr wäre machbar: „Die Klassen neun und zehn sind bisher nicht im Boot“, so Schlierkamp weiter. Perspektiven könnten sich hier ergeben durch Bewerbungstraining am Computer – aber auch im sportlichen Bereich.
Perfekte Vorbereitung
Gelungen war die Organisation rund um den seltenen Besuch. Vom Hausmeister über „Pausenbetreuer“ (mit Schärpe) bis hin zum Team der Klasse 10 b, das für einen feinen, kleinen Imbiss sorgte, waren alle im Einsatz.Dem Besuch vorangegangen waren mehrere Tage akribischer Vorbereitung.Bürgermeister Dr. Jan Heinisch erinnerte vor Schülern, Eltern und zahlreichen weiteren Gästen aus Schule und Verwaltung an den Ausgangspunkt des städtischen Engagements: „Leider ist hier kein klassischer Ganztagsbetrieb möglich.“ Denn Anträge auf Förderung im Rahmen des Landesprogramms „13 plus“ waren im vergangenen Jahr abgelehnt worden. Die Förderung für eine Gruppe beläuft sich auf einen Satz von 7500 Euro pro Jahr.
Wie Kämmerer Michael Beck gegenüber der RP sagte, liegen die derzeitigen Kosten bei rund 16 000 Euro, getragen allein von der Stadt. Bei diesem Finanzierungsmodell wird es aber wohl nicht bleiben. Zum Ende ihres Besuchs lobte Ministerin Sommer das besondere Engagement: „Gut, wenn man selbst etwas vorzuweisen hat und nicht nur klagt.“ Derlei habe durchaus Signalwirkung. Gegenüber der Stadtspitze wurde sie anschließend im kleineren Kreis konkreter. Für Stadt und Schule bedeutet dies: Künftig soll auch Landesgeld in das Projekt fließen. Wunschvorstellung von Schuldezernent Beck: „Vier Gruppen vor Ort.“
Die ministeriellen Aussagen kommentierte er so: „Das zaubert dem Kämmerer ein Lächeln ins Gesicht.“
RP vom 7.2.2007